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Rekonstruktion der spätpleistozänen und holozänen Umweltgeschichte von Grönland durch eine multidisziplinäre Untersuchung von Seesedimenten

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Karte von Grönland mit den untersuchten Regionen

Zielstellung des internationalen Projektes ist die detaillierte Rekonstruktion der spätquartären Glazialgeschichte und der postglazialen Klima- und Umweltschwankungen in Küstenregionen Grönlands. Zu diesem Zweck wurden während Expeditionen in Sommern 1994, 2003 und 2007 Seen, Böden und geomorphologische Einheiten in Ost-, Nordost- und Westgrönland beprobt. (siehe Abb.)

Zielsetzung

Im Rahmen des internationalen Projekts konzentriert sich der Beitrag der Universität zu Köln, gefördert durch die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Förder-Nr. WA2109/3-4 und ME 1169/10), auf chronologische, sedimentologische und biogeochemische Untersuchungen von den gewonnenen Seesediment-Sequenzen und zum ersten Mal in Nord-Ost-Grönland auf fossilen Abfolgen von Chironomiden in diesen Ablagerungen. Ein Vergleich der abgeleiteten Klima- und Umweltgeschichten aus den verschiedenen eisfreien Küstenregionen Grönlands soll dazu beitragen, die regionalen Besonderheiten von Eisbewegungen, relativen Meeresspiegelschwankungen, Klimaentwicklungen und die damit verbundenen Ursachen, wie Veränderungen in der Atmosphäre und den ozeanischen Zirkulationsmustern besser zu verstehen.

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Chironomidae

Ergebnisse

Bisher wurden Sedimentsequenzen mehreren Inseln in Ost- und Nordostgrönland, sowie vom westgrönländischen Festland untersucht. Der Eisrückzug nach dem letzten glazialen Maximum kann in den meisten Regionen durch das Einsetzen biogener Sedimentation auf den pleistozänen/holozänen Übergang ca. 10.000 Jahre vor heute datiert werden. Die biogenen Sedimente spiegeln sowohl Temperaturveränderungen, als auch Veränderungen in der Nährstoffverfügbarkeit und der Einwanderung von Tier- und Pflanzenarten wider. Chironomiden erweisen sich sowohl in Ost- als auch in Nordostgrönland als sensitive Temperatur- und Nährstoffindikatoren im Wasserkörper und unterscheiden sich deutlich in ihrer Artzusammensetzung von denen in angrenzenden arktischen Regionen, wie z. B. in Svalbard oder in Westgrönland. Relative Meeresspiegelschwankungen lassen sich sowohl in Ost- als auch in Westgrönland von den Übergängen mariner zu limnischer Sedimente in verschiedenen Becken ableiten. In einem der untersuchten Seen auf Geographical Society Ø, Ostgrönland, konnten erstmals für Grönland Ablagerungen des Storegga Tsunamis nachgewiesen werden, der ca. 8150 Jahren vor heute von der Küste Norwegens aus den Nordatlantik überquerte.

Ausblick

Mithilfe der Untersuchungen von Seesedimenten hinsichtlich längerfristiger Veränderungen aber auch kurzfristiger Ereignisse sollen Klima- und Umweltveränderungen den grönländischen Küstenregionen dokumentiert und deren Hintergründe untersucht werden. Für 2009 ist eine Expedition nach Nordgrönland geplant, um die bestehenden Erkenntnisse auf diese Region auszuweiten. Dabei auftretende Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten werden helfen Prozesse und regionale Besonderheiten in der Entwicklungsgeschichte dieser hocharktischen Region zu verstehen.

Ein weiteres Ziel ist es, fossile Chironomidenabfolgen der Seen von Ost- und Nordostgrönland mit denen anderer arktischer Regionen zu vergleichen und diese Gruppe von Insekten als einen Proxy für die Rekonstruktion der Paläoumweltbedingungen in hocharktischen Regionen zu etablieren.